Bündner Kunstverein
Das Bündner Kunstmuseum Chur ist ein Beispiel dafür, dass kulturelle Institutionen sich nur entwickeln können, wenn Menschen an sie glauben und sie unterstützen.
1900 wurde der Bündner Kunstverein gegründet und damit der Grundstein für die Sammlung und das Museum gelegt. Er hat seinen Sitz in Chur und bildet eine Sektion des Schweizerischen Kunstvereins. Der Bündner Kunstverein ist zuständig für das Ausstellungsprogramm, welches von der künstlerischen Direktion und dem Kurator/der Kuratorin kuratiert wird. Der Kunstverein finanziert Jahr für Jahr die Präsentation von Wechselausstellungen sowie von Veranstaltungen und fungiert als Herausgeber von Publikationen und Ausstellungskatalogen. Zusätzlich ist der Kunstverein verantwortlich für den Museumsshop und das Museumscafé, während der Kanton für den Betrieb und Unterhalt des Gebäudes sorgt und das Personal für die Ausstellungs- und Sammlungspräsentation zur Verfügung stellt.
Mit über 1’600 Mitgliedern, Gönnerinnen und Gönnern ist der Bündner Kunstverein breit in der Bevölkerung abgestützt. Die Mitglieder zeigen grosses finanzielles und ideelles Engagement für das Bündner Kunstmuseum Chur.
Der Bündner Kunstverein hat den Zweck, im Kanton Graubünden das Interesse für die bildende Kunst in ihrer medialen Vielfalt zu wecken und zu fördern. Er veranstaltet im Bündner Kunstmuseum Wechselausstellungen.
Seinem Leitbild folgend realisiert der Bündner Kunstverein qualitativ hochstehende Ausstellungen und macht das Bündner Kunstmuseum zu einem Alleinstellungsmerkmal im Kanton.
Präambel
Seit Juni 2016 steht dem Bündner Kunstmuseum neben der renovierten Villa Planta ein Neubau der Architekten Barozzi Veiga zur Verfügung. Das Raumangebot für die Präsentation der Sammlung und für Wechselausstellungen hat sich damit mehr als verdoppelt. In der aktuellen Dimension kann das Bündner Kunstmuseum seine bedeutende Kunstsammlung präsentieren und parallel dazu Wechselausstellungen organisieren, die im erweiterten Raum mit neuen Möglichkeiten gedacht, geplant und realisiert werden können.
Im Rahmen des mit dem Kanton Graubünden – als Eigentümer des Kunstmuseums in Chur – abgeschlossenen Vertrages veranstaltet der Bündner Kunstverein im Bündner Kunstmuseum Wechselausstellungen und Veranstaltungen. Dafür stellt der Kanton dem Kunstverein die Räumlichkeiten des Kunstmuseums sowie das erforderliche Personal des Kunstmuseums in der dafür notwendigen Qualifikation kostenlos zur Verfügung.
Der Bündner Kunstverein geniesst Programmfreiheit. Das vorliegende Leitbild basiert auf dem Leitbild 2020-2023 und dient dazu, Anspruch und Ziel des Ausstellungsprogramms der Jahre 2024-2027 zu formulieren. Die Erfahrungen seit der Eröffnung des erweiterten Bündner Kunstmuseums im Juni 2016 bilden die Basis für die Weiterentwicklung. Das Leitbild 2024-2027 trägt insbesondere der Dynamisierung gesellschaftlicher Prozesse Rechnung. Es erlaubt eine Akzentuierung durch sich verändernde Ansprüche an das Museum sowie den Ausstellungsbetrieb und berücksichtigt die zunehmende Digitalisierung unserer Alltagswelt.
Das Wechselspiel zwischen der Sicherung des Auftrags und der Offenheit gegenüber zeitgenössischen Entwicklungen prägt das Leitbild 2024-2027. Es erlaubt der künstlerischen Direktion, das Ausstellungsprogramm im Rahmen seiner Aufgaben und Kompetenzen zu gestalten.
Anspruch
Der Bündner Kunstverein leistet einen wesentlichen Beitrag zur gesellschaftlichen Relevanz des Bündner Kunstmuseums.
Der Bündner Kunstverein will mit seinen Wechselausstellungen und Veranstaltungen lokale Gegebenheiten reflektieren und in einen Dialog mit globalen und universellen Themen der Kunst treten.
Der Bündner Kunstverein ist offen für künstlerische Experimente. Die Wechselausstellungen im Bündner Kunstmuseum überraschen durch die Präsentation wenig bekannter Künstlerinnen und Künstler sowie durch neue Zugänge und Sichtweisen auf bereits bekannte künstlerische Positionen.
Der Bündner Kunstverein fördert mit seinen Wechselausstellungen und Veranstaltungen die breite Auseinandersetzung mit Kunst. Er spricht mit seinen Programmen sowohl ein lokales als auch ein nationales wie internationales Publikum an und integriert gezielt verschiedene soziale Gruppen.
Der Bündner Kunstverein engagiert sich für eine fundierte Aufarbeitung der gezeigten Kunst und legt hohen Wert auf ein vielseitiges und interaktives Vermittlungsangebot.
Der Bündner Kunstverein entwickelt mit seinen Wechselausstellungen ein starkes eigenes Profil und positioniert das Bündner Kunstmuseum in der Schweizer Museumslandschaft.
Der Bündner Kunstverein förderte das Interesse und das Verständnis für Kunst, regt zu gesellschaftlichen Diskussionen an und setzt kreative Impulse. Er stellt sich als Institution und mit seinen Programmen den dringlichen Fragen der Gegenwart, fördert die gesellschaftliche Gleichberechtigung und verpflichtet sich dem Prinzip kultureller, sozialer, ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit.
Leitlinien
1. Die Wechselausstellungen des Bündner Kunstvereins zeigen qualitativ hochstehende künstlerische Positionen und besondere thematische Schwerpunkte mit hoher Relevanz für Graubünden.
Die Kunst in Graubünden entwickelte sich aus der spezifischen landschaftlichen und kulturellen Situation. Von besonderer Bedeutung für Graubünden ist zudem seit jeher der Austausch mit der Welt: Für Künstlerinnen und Künstler ist Graubünden Ausgangspunkt und Destination, sie tragen das Besondere über die Grenzen hinaus und bringen die Welt hierher. Dieses Wechselsystem verleiht der Kunst in Graubünden eine besondere Identität.
Die Wechselausstellungen des Bündner Kunstvereins orientieren sich an diesen Parametern. Sie sind die wichtigsten Bezugspunkte für das Ausstellungsprogramm mit monographischen Präsentationen historischer oder zeitgenössischer Kunst ebenso wie für thematische Ausstellungen, welche die unterschiedlichsten künstlerischen Ausdrucksweisen und Medien beinhalten.
Der Bezug zur spezifischen kulturellen Situation macht das Ausstellungsprogramm des Bündner Kunstvereins unverwechselbar und schafft für das Bündner Kunstmuseum ein Alleinstellungsmerkmal.
2. Die Wechselausstellungen des Bündner Kunstvereins eröffnen einen Spannungsbogen von der Geschichte bis in die Gegenwart und reflektieren die Tradition in der Gegenwart. Sie tragen der künstlerischen und gesellschaftlichen Vielfältigkeit ebenso Rechnung wie den sich ändernden Ansprüchen an die Kunst und an das Museum.
Die historische Villa und der Neubau bilden einen architektonischen Rahmen, der Vergangenheit und Gegenwart verbindet. Zusammen mit der historisch gewachsenen, kontinuierlich zu erweiternden Sammlung schafft dies einen spezifischen Kontext für die Wechselausstellungen.
Die räumlichen Gegebenheiten und zeitlichen Relationen des Kunstmuseums führen zu programmatischen Schwerpunkten bei den Wechselausstellungen. Die gezeigte Kunst tritt in einen Dialog mit der Geschichte und ergründet daraus heraus Wege ins Offene.
Mit der Villa und dem Erweiterungsbau stehen für die Sammlung und die Wechselausstellungen unterschiedliche räumliche Situationen zur Verfügung: neutrale grosszügige Räume im Erweiterungsbau ebenso wie intimere Kabinette in der Villa. Dazu ein „Labor“ als kleine Kunsthalle. Parallel zur Präsentation der Sammlung oder im Dialog mit ihr werden die Wechselausstellungen im Museum eingebunden. Im Sinne einer Experimentierbühne kann das „Labor“ auch als Prinzip für die Gestaltung grösserer Ausstellungen dienen.
3. Der Austausch ist ein Leitmotiv in der künstlerischen Auseinandersetzung an diesem Ort und prägt das Ausstellungsprogramm des Bündner Kunstvereins.
Das Wechselspiel von innen und aussen, das die spezifische kulturelle Situation in Graubünden historisch prägte und in der Gegenwart weiter wirksam ist, offenbart sich in den beiden Museumsbauten ebenso wie in der reichen Kunstsammlung.
Das Leitmotiv des Austausches prägt das Ausstellungsprogramm des Bündner Kunstvereins in der Wahl einzelner Wechselausstellungen ebenso wie in längerfristig angelegten Programmreihen: Künstlerische Positionen finden ihren Bezug zum Ort und lokale Themen lassen sich universell betrachten.
Austausch bedingt Kooperation mit Partnern, in der Organisation wie in der Durchführung der Programme. Der Bündner Kunstverein ist deshalb auf ein nationales und internationales Netzwerk angewiesen.
Die starke kulturelle Identität, die den Bezugsrahmen für das Programm des Bündner Kunstvereins bildet, ist Neuem und Anderem gegenüber offen. Sie ist dynamisch und verfügt über eine auslotende und spekulative Dimension. Entsprechend ist es bei der Programmgestaltung erlaubt, künstlerische Risiken einzugehen, überraschende Hypothesen zu wagen und die öffentliche Diskussion zu befördern. Perspektivenwechsel durch die Zusammenarbeit mit Gastkurator*innen und den Einbezug unterschiedlicher Kulturen sind erwünscht.
4. Die Wechselausstellungen und Veranstaltungen des Bündner Kunstvereins fördern die Auseinandersetzung mit Kunst. Sie sprechen sowohl ein lokales als auch ein nationales und internationales Publikum an. Der Bündner Kunstverein engagiert sich in besonderem Masse, verschiedene Generationen und soziale Gruppen anzusprechen.
Die Ausstellungen des Bündner Kunstvereins sollen eine besondere Strahlkraft haben. Qualität wird höher bewertet als Quantität. Dies gilt sowohl für das Programm als auch für die Besucherzahlen.
Der Bündner Kunstverein engagiert sich in seinen Wechselausstellungen für eine fundierte Aufarbeitung der gezeigten Kunst und bietet verschiedene, besuchenden-spezifische Vertiefungsmöglichkeiten. Zu monographischen Präsentationen und thematischen Ausstellungen wird in der Regel ein gestalterisch hochstehender und ansprechender Katalog herausgegeben, der neue Sichtweisen auf die gezeigte Kunst erlaubt und unterschiedliche Zielgruppen erreicht. Parallel dazu ermöglichen spezifische Veranstaltungen zusätzliche Zugangsmöglichkeiten, schaffen neue Kontexte und erreichen neue Zielgruppen.
Der Bündner Kunstverein legt hohen Wert auf ein vielseitiges und interaktives Vermittlungsangebot. Das Angebot an öffentlichen und privaten Führungen fördert das Verständnis für die gezeigte Kunst. Führungen sind auch ein soziales Angebot, das Menschen zusammenbringt und sie an das Museum bindet.
5. Die erkennbare, spezifische Programmgestaltung und eine avancierte Kommunikation steigern die Aufmerksamkeit für das Bündner Kunstmuseum.
Der Bündner Kunstverein entwickelt mit seinen Programmen ein starkes eigenes Profil und positioniert das Bündner Kunstmuseum in der Schweizer Museumslandschaft.
Der Kunstverein legt hohen Wert auf die Vernetzung mit kantonalen, nationalen und internationalen Kulturinstitutionen und versteht sich in der Zusammenarbeit als engagierter und glaubwürdiger Partner.
Auf verschiedenen Ebenen und mit unterschiedlichen Mitteln befördert der Bündner Kunstverein mittels aktiver Kommunikation die Präsenz in lokalen, nationalen und internationalen Medien und hilft mit, den Einzugsbereich des Museums zu erweitern. Fokussierendes Augenmerk liegt dabei auf der zunehmenden Digitalisierung unserer Alltagswelt. Dafür werden selbstverständlich auch digitale Vermittlungsformate entwickelt.
Die in diesem Leitbild formulierten Grundsätze macht sich der Bündner Kunstverein als kulturelle Institution zu eigen. Er pflegt diese Kultur mit der notwendigen Sorgfalt nach innen wie nach aussen.
In der Schweiz besteht ein grosses Desideratum: Die meisten Museen (auch das Bündner Kunstmuseum Chur) bieten Volontariate und Praktika für Studienabgängerinnen und -abgänger an. Wenn es aber um weiterführende Arbeitsplätze geht, sieht das ganz anders aus: hier fehlen in der Schweiz Möglichkeiten, Erfahrungen als junge Kuratorinnen und Kuratoren weiter zu entwickeln und sich für eine Festanstellung an einem Museum zu befähigen (kuratorische Leitung oder Museumsdirektion).
Der Bündner Kunstverein setzt an dieser Stelle an und hat eine auf zwei Jahre befristete Förderstelle für junge Kuratorinnen und Kuratoren geschaffen.
Seit Juni 2024 ist die Kunsthistorikerin Sophia Nava Assistenzkuratorin im Bündner Kunstmuseum.
Statuten Bündner Kunstverein
Unter dem Namen «Bündner Kunstverein» besteht ein Verein im Sinne der Art. 60 ff. ZGB mit Sitz in Chur. Der Verein wurde im Jahre 1900 gegründet. Der Bündner Kunstverein bildet eine Sektion des Schweizerischen Kunstvereins.
Der Bündner Kunstverein hat den Zweck, im Kanton das Interesse für die bildende Kunst in ihrer medialen Vielfalt zu wecken und zu fördern. Im Rahmen des mit dem Kanton Graubünden als Eigentümer des Kunstmuseums in Chur abgeschlossenen Vertrages veranstaltet der Bündner Kunstverein Ausstellungen von Werken der bildenden Kunst.
Die Mitglieder sind als Fördererinnen und Förderer nah an der Kunst und am Bündner Kunstmuseum Chur und dies mit vielen Vorteilen.
Der Kunstverein ist verantwortlich für den Museumsshop und das Museumscafé.
Ein Porträt von arttv.ch
Der Bündner Kunstverein finanziert als Träger der Wechselausstellungen und der Veranstaltungen das abwechslungsreiche Programm im Bündner Kunstmuseum. Neben den grossen Ausstellungen werden auch junge, teils noch unbekanntere Künstlerinnen und Künstler gezeigt. Im «Labor» des Erweiterungsbaus sind dank der Unterstützung des Vereins auch raumspezifische Projekte möglich.