Kunstpreis
Der Kunstpreis des Bündner Kunstvereins soll jungen Künstlerinnen und Künstlern mit Bezug zu Graubünden verliehen werden. Nebst einem Videoportrait wird der Preisträgerin oder dem Preisträger ein Ausstellungsraum im Rahmen der Jahresausstellung zur Verfügung gestellt.
Kunstpreis 2025
Der Bündner Kunstverein verleiht den Kunstpreis 2025 an eine in der Jahresausstellung vertretene Künstlerin oder vertretenen Künstler. Die Förderung beinhaltet eine Einzelpräsentation im Rahmen der Jahresausstellung 2025 und ein Videoportrait.
Über den Kunstpreis
Der Medienverlag Somedia verlieh von 2012 bis 2018 in Zusammenarbeit mit dem Bündner Kunstmuseum Chur einen Kunstpreis. Ab 2019 wird der Preis vom Bündner Kunstverein verliehen. Die neue Förderung beinhaltet neben einer Einzelpräsentation im Rahmen der Jahresausstellung auch ein Videoportrait.
Der Preis soll demzufolge vor allem junge Künstlerinnen und Künstler fördern, wie es das Leitbild des Bündner Kunstvereins vorsieht. Der Preis wird an Kunstschaffende verliehen, die in einem engen Bezug zu Graubünden stehen und an der Jahresausstellung der Bündner Künstlerinnen und Künstler vertreten sind. Die Preisträgerin oder der Preisträger des Kunstpreises wird von einer Jury erkoren.
Bisherige Preisträgerinnen und Preisträger
Bianca Barandun (*1984, CH) ist die sechste Preisträgerin des Kunstpreises des Bündner Kunstvereins.
Bianca Barandun lebt und arbeitet in Rodels in Graubünden sowie in Essen in Deutschland. In ihrer Arbeit setzt sie sich mit Sprache und der Umwandlung von Erinnerung in Bildern auseinander. Dafür führt sie Interviews mit verschiedenen Personen, protokolliert deren Schilderungen von Erinnerungen und lässt daraus abstrakte Zeichnungen hervorgehen, die als Vorlage und Inspiration für digitale Kompositionen dienen. Aus diesen fertigt sie mit traditionellem Druckwerkzeug Linoleumschnitte, welche sie als Gussformen für ihre finalen Keramiken verwendet. Wie in der Arbeit Silos (2023), die in der diesjährigen Jahresausstellung zu sehen ist, lässt Barandun aus ihren Zeichnungen plastische Objekte aus Keramik hervorgehen, in welchen die ursprüngliche Essenz der Erinnerung bewahrt wird und gleichzeitig neue Assoziationen hervorgerufen werden.
Bianca Barandun kombiniert verschiedene Techniken und Materialien und befindet sich an der Schnittstelle von Druckgrafik, Zeichnung und Skulptur. Mit dem Kunstpreis des Bündner Kunstvereins wird Bianca Baranduns visuelle Repräsentation der Sprache ausgezeichnet und ihre künstlerische Fertigkeit gewürdigt.
Die Auszeichnung bedeutet eine Einzelpräsentation im Bündner Kunstmuseum im Rahmen der Jahresausstellung der Bündner Künstlerinnen und Künstler 2024/2025 und ein Videoporträt.
Foto: Yanik Bürkli
Andrea Francesco Todisco (*1998, CH) erhält den Kunstpreis des Bündner Kunstvereins 2023.
Das Schaffen von Andrea Francesco Todisco ist durch die Landschaft des Kanton Graubünden geprägt. Geboren und aufgewachsen in Rhäzüns, befasst er sich mit den elementaren Kräften der Natur und lässt daraus einprägsame Installationen, Videoarbeiten und Skulpturen hervorgehen. Der Künstler arbeitet mit den spezifischen Eigenschaften von Erde, Wasser, Schnee oder Holz und legt die Geschichten frei, welche in diesen wandelbaren Materialien ruhen. Andrea Francesco Todiscos Werke werden zu eindrucksvollen Sinnbildern einer Welt, in der unsere Beziehung zur Natur auf poetische Weise beleuchtet wird. Mit dem Kunstpreis des Bündner Kunstvereins wird die erzählerische Kraft von Andrea Todiscos Schaffen ausgezeichnet und sein bewusster Umgang mit den grundlegenden Elementen der Erde gewürdigt.
Die Auszeichnung bedeutet eine Einzelpräsentation im Bündner Kunstmuseum im Rahmen der Jahresausstellung der Bündner Künstlerinnen und Künstler 2023 und ein Videoporträt.
Olga Titus (*1977, CH) ist die vierte Preisträgerin des Kunstpreises des Bündner Kunstvereins. Die Förderung beinhaltet eine Einzelpräsentation im Bündner Kunstmuseum im Rahmen der Jahresausstellung der Bündner Künstlerinnen und Künstler 2022 und die Herausgabe einer Publikation.
Die Künstlerin Olga Titus ist in der Ostschweiz aufgewachsen und aufgrund ihres familiären Hintergrunds eng mit dem Kanton Graubünden verbunden. Ihre Arbeiten befassen sich vor dem multikulturellen Hintergrund ihrer schweizerisch-indisch-malaysischen Biografie mit Fragen zu Identität und kultureller Prägung. Ausgehend von Fotomontagen, die auf digitalen Bildern aus dem Internet beruhen, schafft sie grossformatige Bilder aus bedruckten Pailletten und kaleidoskopartigen Videoarbeiten. Der einnehmende Bilderkosmos aus Folklore, Bollywood-Exotik, Werbung und Computergameästhetik changiert zwischen digitaler Bild- und analoger Objekthaftigkeit und vermag unseren Blick für die Vielschichtigkeit kultureller Ausdrucksformen zu schärfen.
Mit dem Kunstpreis des Bündner Kunstvereins wird die zeitgemässe und eigenständige Bildsprache von Olga Titus ausgezeichnet und ihr reflektierter Umgang mit Themen des globalen Zeitalters gewürdigt.
Die Ausstellung von Olga Titus fand im Rahmen der Jahresausstellung der Bündner Künstlerinnen und Künstler 2022 statt. Die Publikation wurde der Künstlerin an der Eröffnung der Ausstellung im Dezember 2022 übergeben werden.
Pascal Lampert
Pascal Lampert (*1972) ist aufgrund seines familiären Hintergrunds eng mit dem Kanton Graubünden verbunden. Der Künstler lebt und arbeitet in Sta. Maria Val Müstair und beteiligt sich regelmässig an Ausstellungen in Graubünden. Der flüchtige Moment spielt im performativen und installativen Schaffen von Pascal Lampert eine zentrale Rolle. Oftmals arbeitet er mit Wasser. Auf trockenen Mauern, Strassen oder Plätzen hinterlässt er mit selbstgebauten Instrumenten vergängliche Spuren. Auch in der neuesten Arbeit StROM (2020), gezeigt in der Jahresausstellung 2020/2021 im Bündner Kunstmuseum Chur, spielt Wasser eine wichtige Rolle. Entlang des Talbachs im Val Müstair entdeckt Lampert Eingriffe in die unberührte Natur, die zwecks Nutzung des Bachs zur Stromgewinnung stattfinden. Pascal Lampert dokumentiert die Arbeiten und übersetzt sie in eine grossformatige Videoinstallation.
Der Bündner Kunstverein würdigt die poetischen und gleichzeitig präzisen Untersuchungen des öffentlichen Raumes und ist beeindruckt von Lamperts Begehungen und Erkundungen unserer Lebensräume, aus denen subtile, aber aussagekräftige Zeitzeugnisse hervorgehen.
Künstlerportrait Pascal Lampert
Pascal Lampert, StROM (2020), Video
frölicher | bietenhader
Selina Frölicher (Zürich *1985) und Micha Bietenhader (Zug *1985) bilden zusammen das Künstlerkollektiv frölicher | bietenhader und sind die Preisträger des zweiten Kunstpreises des Bündner Kunstvereins.
Aufgrund des familiären Hintergrunds von Micha Bietenhader ist das Künstlerduo eng mit dem Kanton Graubünden verbunden. Regelmässig beteiligt es sich an Ausstellungen im Bündnerland. Selina Frölicher und Micha Bietenhader lernten sich an der HSLU in Luzern kennen, wo beide von 2006 bis 2010 Kunst & Vermittlung studierten. Seit 2008 arbeiten sie zusammen. Ihre Arbeit zeichnet sich durch einen unkonventionellen Umgang mit Medien wie Licht, Film oder Projektion aus. Selina Frölicher und Micha Bietenhader arbeiten oft ortsspezifisch und entwickeln ihre Installationen aus gegebenen architektonischen Bedingungen heraus. Ihr interdisziplinärer Ansatz erlaubt ihnen, visuelle und auditive Raummanipulationen zu erzeugen.
Der Bündner Kunstverein würdigt den präzisen und unvoreingenommenen Umgang von frölicher | bietenhader mit gegenwärtigen Technologien und anerkennt ihre bewusste und kühne Auseinandersetzung mit den medialen Bildsprachen unserer Zeit. Der zum zweiten Mal vergebene Kunstpreis beinhaltet die Herausgabe einer Publikation und eine Einzelpräsentation im Rahmen der nächsten Jahresausstellung. Die Publikation wird frölicher | bietenhader im Dezember zur Eröffnung der Jahresausstellung 2020 übergeben.
Künstlerportrait frölicher | bietenhader
Künstler: fröhlicher | bietenhader / Produktion: MM motion pictures / Produzent: Manuel Sieber / Regie: Jen Ries / Kamera: Jonas Steinbacher / AD: Anne Sommer / Edit: Elia Mannhart / Soundrecordist: Lou Zarra | Klangstark / Sounddesigner: Maurizio Zulli / Ausstellungs Audio: Duri Collenberg
Flurina Sokoll (*1986 in Chur)
Sie hat in Zürich, Bern und London Kunst studiert und lebt heute auf Bermudas. Im Rahmen der Jahresausstellungen im Bündner Kunstmuseum 2017 und 2018 ist sie mit subtilen Skulpturen aufgefallen, die aus vorgefundenen Materialien zusammengesetzt sind.
Die eigenwilligen Installationen der Bündner Künstlerin werfen einen kritischen Blick auf eine Welt im Überfluss und schaffen Raum für Reflexionen zum Umgang mit den Überresten unserer materiellen Kultur. Mit Scharfsinn und Bedacht beleuchtet Flurina Sokoll unsere Beziehung zu Vergänglichkeit und Nachhaltigkeit.
Abfall und Schrott, stillgelegte Industrieareale oder verlassene Stadtbezirke sind zum Sinnbild für eine Zeit geworden, die ihren eigenen Zerfall erlebt. Die Restposten unseres Planeten fristen ein Dasein ohne Zugehörigkeit und treiben orientierungslos umher. Auf der Suche nach erneuter Zuschreibung von Sinnhaftigkeit suchen sie Flurina Sokoll bewusst aus. Fundstücke wie Glasvasen, Holzplatten, Spiegel, Stoffbahnen oder Heizkörper werden zum Material und zur Ausgangslage ihrer Werke. Die Künstlerin lässt die Gegenstände aber weitgehend unverändert und beschränkt sich auf sparsame Eingriffe. Der künstlerische Prozess zeigt sich vielmehr in den Verbindungen der unveränderten Objekte, dem Moment, in dem sie die Dinge in skulpturale Arrangements überführt.
Dabei entsteht ein Energiefeld, in welchem sich die Objekte mit versetzten Bedeutungen aufladen. Das Anordnen folgt der Absicht, die Geschichten der Gegenstände zu neutralisieren und ihnen dadurch eine neue Existenz zu verschaffen. Sokoll rückt uns auf diese Weise in eine gewisse Distanz zum Werk und schafft es, den Fokus auf die Materialität und ihre neu gewonnene Freiheit zu lenken. Im Spiel von Flüchtigkeit und Erneuerung schenkt Flurina Sokoll den Dingen ein zweites Leben.
Zur Ausstellung erscheint bei Edizioni Periferia ein reich bebilderter Katalog mit Beiträgen von Damian Jurt und Stephan Kunz.
Flurina Sokoll ist die erste Preisträgerin des Kunstpreises des Bündner Kunstvereins.
Chris Hunter (*1983)
Das künstlerische Schaffen von Chris Hunter ist vielfältig und umfasst verschiedene Medien: Zeichnung, Fotografie, Video, Objektkunst, Installation, Performances. Chris Hunter arbeitet immer wieder auch mit vorgefundenen Materialien. Der rote Faden durch sein Werk sind Erinnerungen und Lebensspuren. Chris Hunter erweist sich immer wieder als ein Poet des Alltäglichen, der besondere Momente festhält oder vergängliche Materialien sammelt und sie zu Trägern von Lebensgeschichten werden lässt.
Miguela Tamo (*1962 in Poschiavo)
Die Bündner Künstlerin arbeitet mit den beiden Medien der Skulptur und der Zeichnung und lebt heute in Basel. Ihre Skulpturen befassen sich mit dem Körper im Raum. Die oft massiven Volumen besetzen Plätze und schaffen Zentren, die ihre Eigenheit behaupten.
Im scharfen Kontrast zur Umgebung betonen sie aber gleichzeitig auch das Bewusstsein für den spezifischen Ort. Ganz im Gegenteil dazu ziehen ihre ungegenständlichen Linien-Zeichnungen die Betrachtenden in die Bilder hinein. Die Grossformate verströmen durch die mäandrierenden Linienführungen eine hypnotische Wirkung und rufen eine intime Stimmung hervor.
Katharina Vonow (*1951)
Die Künstlerin blickt auf ein 50-jähriges fotografisches Werk zurück und arbeitete unter anderen für Printmedien wie die «Neue Zürcher Zeitung», den «Tages-Anzeiger» Zürich oder «Das Magazin». Selbst das Time Life Magazin druckte eine ihrer Arbeiten ab. Vonow schuf zudem Fotografien im Bereich der Bildenden Kunst.
Die Gleichzeitigkeit von Auftrags- und freien Arbeiten sind charakteristisch für die Künstlerin, die selbst keinen Unterschied und schon gar keine Hierarchien zwischen ihren Bildern macht. Für sie ist der Moment, in dem die Fotografie entsteht, wichtig. Vonow versteht es, den Augenblick des Fotografierens zu einer Beiläufigkeit werden zu lassen. Und obwohl fast alle ihrer Bilder inszeniert sind, bestechen sie deshalb durch spürbare Natürlichkeit und Intimität.
Remo Albert Alig (*1971 in Chur)
Der Künstler arbeitet an einem vielschichtigen konzeptuellen Werk, in dem die Materialität der Werke eine tragende Rolle einnimmt. Er umkreist in seinen Arbeiten Grundfragen der Wahrnehmung, der Sinnkonstruktion und der Wissensproduktion. Wie entziffert der Mensch die Welt? Wie konzipiert sich Sinn in dem, was er liest und in seinem Leben vorfindet?
Die Kunstwerke von Remo Albert Alig bringen unsere verinnerlichten Erkenntnisschemata in poetisch-philosophischer Art und Weise durcheinander. Dadurch setzt er einen fruchtbaren Konflikt zwischen Wahrnehmen und Denken in Gang.
Ester Vonplon (*1980)
Der Ausgangspunkt der Fotokünstlerin ist immer wieder die Landschaft. Spezifisch ist dabei nicht der konkrete geografische Ort, sondern das Faktum, dass Landschaft zuerst und vor allem als formbare Materie erscheint und elementaren Bedingungen folgt: Wir erfahren Fels, Schnee, Eis, Sand, Wüste, Wolken als verschiedene Aggregatszustände in einen kontinuierlichen Prozess von Werden und Vergehen.
Ester Vonplon bewegt sich mit ihren Arbeiten auf einem schmalen Grat, auf dem die fotografische Aufnahme die sichtbare Welt zwar noch widerspiegelt, zugleich aber das Medium durch eine sehr experimentelle Handhabung als solches in Erscheinung tritt und die besonderen Bedingungen reflektieren lässt. Die Aufnahmen sind dadurch ebenso konkret wie abstrakt.
Evelina Cajacobs (*1961 in Sumvitg)
Ihr Schaffen bezieht die verschiedensten Medien und Gattungen ein, von raumplastischen Gestaltungen bis zu oft grossformatigen Zeichnungen oder eindringlichen Videoarbeiten. Sie lebt und arbeitet heute in Malans und Chur. Gemeinsam ist ihren Werken ein subtiler Umgang mit verschiedensten, oft textilen Materialien und ihre gestalterische Leichtigkeit.
Evelina Cajacob lädt die Betrachterin und den Betrachter mit ihren unaufdringlichen und gleichzeitig stupend sicher umgesetzten Reflexionen zu einer Expedition voller Überraschungen und Entdeckungen ein.
Javier Miguel Verme (*1970)
Sachlich und dokumentarisch lichtet Miguel Verme seit 1986 alpine und städtische Landschaften und Bauwerke der Schweiz ab. Der ausgebildete Architekt orientiert sich an der historischen Tradition der Landschaftsfotografie des 19. und 20. Jahrhundertst.
Seit einigen Jahren arbeitet er mit einer analogen Grossbildkamera. Vermes grossformatige Landschaftsbilder aus der Vogelperspektive mit hoch liegendem Horizont gewähren panoramaartige Überblicke aber auch fokussierte Einblicke, die entweder axial oder diagonal angelegt sind und das Gelände kartographisch visuell vermessen.