Geschichte
1900 wurde der Bündner Kunstverein gegründet. Er begann mit dem Aufbau einer Kunstsammlung und regelmässigen Ausstellungen, zumeist im Bündner Volkshaus, dem heutigen Hotel Chur. Der Verein finanzierte sich über Mitgliederbeiträge sowie über Subventionen von Stadt und Kanton. Damit wurde der Grundstein für das Bündner Kunstmuseum gelegt.
Die Gründung des Bündner Kunstvereins geht auf drei Regierungsräte, drei Professoren, einen Architekten und einen Major zurück, die aus dem Churer Stadtverein heraus eine Vision entwickelten: Die jährlich stattfindende Turnusausstellung des schweizerischen Kunstvereins sollte nach Chur geholt werden, die Bevölkerung für Kunst sensibilisiert und damit der Zugang erleichtert werden.
Im allerersten Protokoll des Kunstvereins steht, dass der Hauptzweck der Kunst «die Erregung des ästhetischen Genusses ist» und der Nebenzweck «die Vervollkommnung des Menschen in geistiger, sittlicher und religiöser Beziehung». Dabei hatte man bereits in der Anfangszeit ein sehr interdisziplinäres Kunstverständnis. Neben den Bereichen Bildhauerei, Malerei, Dekoration und Baukunst galt das Augenmerk auch der Musik, Poetik und der Rede.
Die nach dem Bauherrn Jacques Ambrosius von Planta benannte Villa Planta wurde in den Jahren 1874–1875 vom Architekten Johannes Ludwig als privates Wohnhaus erbaut. Kurz vor seinem Tod verkaufte von Planta 1898 das Haus an die Rhätische Bahn, die es ab 1919 für kulturelle Zwecke an den Kanton Graubünden vermietete.
Wie wurde 1919 die Villa Planta eingerichtet?
Gezeigt wurden Werke aus der Kunstsammlung, die der Kunstverein bereits ab 1900 aufgebaut hatte. So legte der Bündner Kunstverein nicht nur den Grundstein für die Sammlung und das Museum, er hatte in diesem ganzen Jahrhundert eine zentrale Rolle für die Entwicklung des Bündner Kunstmuseums inne. Bis ins Jahr 1929 war der Kunstverein zuständig für die Sammlung und deren Ankäufe. Danach wurde die Stiftung Bündner Kunstsammlung ins Leben gerufen und der Kunstverein konnte sich ausschliesslich auf die Vermittlungsaufgabe konzentrieren.
Vom Kanton erworben
1957 wurde die Villa Planta vom Kanton Graubünden erworben. Die naturkundlichen Sammlungen wurden 1927 im neuen, unmittelbar neben der Villa vom Architekten Walther Sulser erbauten Natur- und Nationalpark-Museum untergebracht, während das «Kunsthaus» den Bedürfnissen eines Kunstmuseums angepasst wurde. 1981 zog das Naturmuseum in einen eigenen Neubau.
Restaurierung und Umbau
Weil sich die Villa Planta baulich in einem besorgniserregenden Zustand befand, wurde beschlossen, sie zu restaurieren. 1987 bis 1989 führten die Architekten Peter Calonder, Hans-Jörg Ruch, Urs Hüsler und Peter Zumthor eine Restaurierung und einen Umbau der Anlage durch. Nach dem Umbau wurde das ehemalige Naturmuseum, der sogenannte «Sulserbau», über eine Passerelle mit der Villa Planta verbunden und für Wechselausstellungen genutzt. 1990 konnte das Bündner Kunstmuseum wiedereröffnet werden. Es zeigte sich aber, dass die Villa Planta nicht ausreichend Platz für die stets wachsende Sammlung und die an Bedeutung gewinnenden Wechselausstellungen bot.
2011 konnte durch eine grosszügige Spende von Henry C. Bodmer von 20 Millionen Franken ein internationaler Architekturwettbewerb ausgeschrieben werden, den das Architekturbüro Estudio Barozzi/Veiga aus Barcelona gewann.
Zentrum für Kunst in und aus Graubünden mit internationaler Ausstrahlung
Mit der Erweiterung (2014–2016) ist das Bündner Kunstmuseum für das Publikum zu einem Anziehungspunkt in der besonders attraktiven Schweizer Museumslandschaft geworden. Es versteht sich als Zentrum für Kunst in und aus Graubünden mit internationaler Ausstrahlung. Die historische, herrschaftliche Villa Planta und der moderne Erweiterungsbau von Barozzi Veiga bilden architektonisch eine sehr reizvolle Kombination, die alleine schon den Besuch lohnt.
Auszeichnung RIBA 2018
Der Erweiterungsbau des Bündner Kunstmuseums wurde vom RIBA (royal institute of british architects/Königliches Institut der britischen Architekten) im Mai 2018 mit der Auszeichnung für internationale Exzellenz ausgewählt. Mit dem Erweiterungsbau stärkt das Bündner Kunstmuseum seine Stellung als wichtigste Kunstinstitution in Graubünden. Seine profilierte Sammlung und die hochstehenden Wechselausstellungen sind von nationaler Bedeutung und Ausstrahlung.
100 Jahre Bündner Kunstmuseum
1919 zügelte der Bündner Kunstverein seine Sammlung in die Villa Planta – es war die Geburtsstunde des Bündner Kunstmuseums, wie wir es heute kennen.
Es begann mit drei Zimmern im Parterre (Terra Grischuna 1/2019)